Träger und Verbände der ambulanten Suchthilfe der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen rufen um Hilfe. "Die Finanzierungszuwendungen des Landes zur Unterstützung der Arbeit der Suchtberatungsstellen in Niedersachsen stagnieren, während die Kosten für Personal und Sachmittel seit Jahren kontinuierlich steigen. Die Differenz zwischen Zuwendung und tatsächlichen Kosten gefährdet den Bestand der Beratungsstellen. Die Freie Wohlfahrtspflege fordert das Land Niedersachsen auf, das wirksame System der Suchthilfe zu erhalten", sagt Kai Kupka, Referent für Suchtfragen beim Diakonisches Werk in Oldenburg.
Stellvertretend für die Unterzeichner des Hilferufes Die ambulante Suchtberatung in Niedersachsen ist bedroht rechnet Kupka vor: "In den vergangenen Jahren sind die Personalkosten deutlich gestiegen. Die Zuwendung aus Landesmitteln bleiben dramatisch dahinter zurück." Weil Träger nicht mehr wissen, wie sie die Lücke füllen sollen, denken viele über Schließungen nach. "Dann beginnt das Netz der Ambulanten Suchthilfe zu reißen", warnen die Träger.
"Mit dem Hilferuf wollen wir auf die schwierige Situation hinweisen. Bisher funktioniert die Versorgung von Menschen mit Suchterkrankungen im Netz ambulanter Beratungs- und Behandlungsstellen gut," sagen auch Serdar Saris, Geschäftsführer der Step Niedersachsen und Martin Gabka, Einrichtungsleiter von Salto Suchthilfe, Salzgitter.
Die Ambulante Suchthilfe in Niedersachsen steht finanziell auf vier Pfeilern: Kommune (1) und Land (2) tragen den größten Teil der Kosten, die Träger (3) bringen Eigenmittel ein und die Sozialversicherung (4) trägt die Kosten für eine ambulante Rehabilitation. Während Träger und Kommunen weitgehend bereit sind, sich an den gestiegenen Kosten zu beteiligen, sperrt sich das Land Niedersachsen. "Die Situation wird für die Beratungs- und Behandlungsstellen mittler-weile immer bedrohlicher," meint Conrad Tönsing vom Caritas Verband Osnabrück. Der Hilferuf der ambulanten Suchtberatungsstellen richtet sich an alle politischen Vertreterinnen und Vertreter im Niedersächsischen Landtag.
Hintergrund:
Die Niedersächsische Landesstelle für Suchtfragen (NLS) ist eine Vereinigung der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen. Die NLS ist eine Landesfacharbeitsgemeinschaft des LAG FW e.V. und steht für ein Netzwerk bestehend aus 75 ambulanten Suchtberatungsstellen mit weiteren rd. 40 Neben-stellen, 35 stationäre Einrichtungen zur Versorgung abhängigkeitskranker Menschen sowie etwa 750 Suchtselbsthilfegruppen, die in acht Landesverbänden zusammengeschlossen sind. Die NLS repräsentiert über 98% der in der Suchthilfe professionell tätigen Einrichtungen und zudem rund die Hälfte aller Suchtselbsthilfegruppen in Niedersachsen. Sie zusammen sorgen dafür, dass Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörige frühzeitig eine angemessene Beratung sowie wirksame Hilfen erhalten und suchtpräventive Maßnahmen angeboten werden können.