Schuldner sehen sich oft einer Flut von Briefen und Forderungen dem großen Druck ausgesetzt. Das Beraterteam des CDCH steht den Betroffenen in dieser Situation zur Seite, um gemeinsam einen Weg aus der Krise zu finden. Dabei blicken die Experten nicht nur auf die finanzielle Situation: Im Sinne einer sozialen Schuldnerberatung steht auch immer "Der Mensch hinter den Schulden" im Fokus. Unter diesem Titel wird nun vom 7. bis 11. Juni 2021 die inzwischen 22. bundesweite Aktionswoche der Schuldnerberatungen begangen.
Die diesjährige Aktionswoche soll auf die Geschichten und Schicksale der Menschen aufmerksam machen, die hinter dem Begriff "Schuldner" stehen. Personen, die sich aus Angst vor Vorurteilen wie "Der kann nicht mit Geld umgehen" oder "Die lebt über ihre Verhältnisse" in ihrem Umfeld nicht über ihre Probleme zu sprechen trauen. Menschen, deren Schulden sie bis in den Schlaf verfolgen und den gesamten Alltag bestimmen. "Schulden zu machen geht daher häufig mit psychischen Belastungen einher. Umgekehrt können psychische Belastungen, etwa durch Krankheit, Trennung und Arbeitslosigkeit, auch zu finanzieller Not bis hin zur Überschuldung führen. Finanzielle und psychosoziale Destabilisierung verstärken sich oft gegenseitig - die sogenannte Schuldenspirale", weiß Fabian Hermes, der zusammen mit Alexandra Liebenau, Martin Kreißl und Hans-Jürgen Aasman das Team der Beratenden im CDCH bildet.
Ein Fallbeispiel aus der Schuldenberatung: ein Ehepaar im Rentenalter, welches Anfang der 90er-Jahre zusammen mit den Kindern aus der ehemaligen UdSSR nach Deutschland migriert ist und sich das Leben in Deutschland mit der eigenen Hände Arbeit finanziert hat. Als einer der Söhne erwachsen ist und eine eigene Immobilie baut, sollen die Eltern dort mit einziehen und in einer Einliegerwohnung ihre Rente genießen. Doch es kommt anders: Krankheit, Arbeitsplatzverlust und Scheidung des Sohnes führen dazu, dass die Immobilie nicht mehr gehalten werden kann. Der Traum der Rente im Eigenheim des Sohnes ist geplatzt, die Eltern ziehen wieder zurück in eine Mietwohnung und alles ist wieder in Ordnung. Eigentlich! Doch die Bank des Sohnes hat für die Absicherung des Immobilienkredits auch die Eltern als sogenannte Bürgen mit einer Sicherheit von 35.000 Euro eintragen lassen. So stehen diese nun am Lebensabend mit Schulden da, welche sie mit ihrer geringen Rente nicht abbezahlen können.
Fälle wie dieser beschäftigen das Team im CDCH tagtäglich. Während der Coronapandemie hat sich der Zulauf von Ratsuchenden sogar noch einmal deutlich erhöht. Einkommenseinbußen infolge von Kurzarbeit oder Jobverlust etwa zwingen viele Menschen zu scharfen Einschnitten, die Raten für das Haus oder die alltäglichen Anschaffungen sind plötzlich nicht mehr finanzierbar. Das Aussetzen der Miete oder des Kreditvertrages ist dabei nur eine kurzzeitige Lösung: Es stellt sich die Frage, wie diese Raten noch bedient werden sollen, wenn die Stundung ausläuft. Schließlich muss der aufgelaufene Betrag zusätzlich zu den alltäglichen finanziellen Verbindlichkeiten abgetragen werden.
Ziel der Beratenden in der sozialen Schuldenberatung ist es, die individuellen Ressourcen, die in allen Menschen vorhanden sind, zu aktivieren und die Menschen wieder dazu befähigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen - und dieses nicht von ihren Schulden bestimmen zu lassen. "Damit die Beratungsstellen diese wichtige Arbeit auch in Zukunft in ihrem bisherigen Umfang leisten können, braucht es eine planbare und tragfähige Finanzierung seitens der Politik. Auch dafür steht die diesjährige Aktionswoche", betont Fabian Hermes. "Denn bei der sozialen Schuldenberatung geht es um mehr als ,nur' um Schulden".